Tonspuren
– Popblog
Die Bad Bonn Kilbi 2014
Heute verkündet Daniel «Duex» Fontana in Düdingen das Programm der Bad Bonn Kilbi 2014. Wer tritt alles auf? Wie gestaltete sich die Programmierung im Haifischbecken Festivalgeschäft? Und wie schnell sind die Pässe dieses Jahr ausverkauft? Antworten gibts ab zehn Uhr direkt aus dem Klubhaus.
Tonspuren
Tapes for Benedikt (nach Christian Marclay, Sarah Stähli, 2010)
«Ich wünsche mich dahin zurück, wo’s nach vorne geht», singt die Gruppe Ja, Panik im Titellied ihres neuen Albums «Libertatia». Dahin zurück, wo es nach vorne oder zumindest zur Seite geht: das wünschte ich mir Ende Oktober, und ich entschied mich, die Online-Redaktionsstelle beim Berner «Bund» aufzugeben. Denn meine Zeit möchte ich künftig vermehrt wieder für das verwenden, was mich seit jeher am meisten interessiert: das Schreiben von musikjournalistischen Artikeln und das Verfolgen von popkulturellen Spuren.
Dies soll sich auch in diesem Blog niederschlagen: Er heisst «Tonspuren». Der sound of music wird hier aufgespürt, ausführlich beschrieben und – hoffentlich – auch in den Kommentarspalten diskutiert.
In der Regel entsteht «Tonspuren» im Atelier von Norient im Berner Progr. Man wird sich auch austauschen – und darauf freue ich mich sehr.
Viel Freude wünsche ich Ihnen und danke fürs Lesen,
Benedikt Sartorius
Beck: «Morning Phase»
Der Sänger wacht auf, nach einer langen Nacht im Sturm, blinzelt und fragt scheu: Können wir nochmals von vorne beginnen? Sechs Jahre nach seinem letzten Studioalbum «Modern Guilt» stellt Beck diesen Wunsch nach einem Neubeginn an den Anfang seiner neuen Platte «Morning Phase» – und greift auf die milden kalifornischen, immer leicht mystifizierten Folk-Harmonien zurück, die auch schon «Sea Change» beseelten.
Young Fathers: «Dead»
Gequetschte Harmonikaakkorde füllen den leeren Raum. Es sind traurige
Akkorde, die im einsetzenden Tribalbeat, den widerhallenden
Klagestimmen, den Subbässen und Raps nach und nach untergehen. Der Track
schlägt immer neue Haken, bis der Sänger beinahe feierlich den Satz
«AK-47 take my brethren straight to heaven» immer und immer wieder
wiederholt, während sich der stotternde Beat überschlägt. Vor den
Kalaschnikows, die die besungene Brüderschaft direkt in den Himmel
schiessen, hilft keine Flucht, es gibt keinen Ausweg, «ohyaiehyayoi».
Frieden können die Getriebenen, die den Song «No Way» verantworten,
nicht finden. Und wir stehen erst bei Minute drei einer dichten und
fordernden Popplatte. «Dead» heisst diese, der Name der Combo: Young Fathers.
Ja, Panik: «Libertatia»
Selten ging einem ein Album so ans Lebendige wie «DMD KIU LIDT» der Gruppe Ja, Panik. Die Freunde der Angst um den Texter, Sänger und Gitarristen Andreas Spechtl wagten sich mit ihrer «Depressionsoper» nahe an den Abgrund, so nah, dass die Stille, die das Album beendete, dringend benötigt wurde. Das war vor drei Jahren.
Jeans For Jesus: «Jeans For Jesus»
Es war Sommer – und die Sonne schien hell und grell. So hell und froh wie das Lied «Estavayeah» der damals mysteriösen Band Jeans For Jesus. Doch natürlich war da, wie bei fast jedem guten Popsong, mehr unter der Oberfläche zu entdecken. Denn da war ein schattiges Erzähler-Gemüt zu vernehmen, das ganz am Schluss feststellt: «Oh Baby, i bi müed». Geschenkt, dass hier die Party-Vuvuzela ein schlappes Geleit anstimmte. Es wurde Herbst – und die Single «Nie Meh» akzentuierte das leicht depressive, verletzliche und sensible Element der vier Berner, die nach diesen Vorboten Ende Januar endlich ihr Debüt veröffentlichten.