Ja, Panik: «Die Gruppe Ja, Panik»

Bildschirmfoto 2021 04 22 Um 22 09 37 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Die Gruppe Ja, Panik ist wieder da – mit dem Album «Die Gruppe Ja, Panik». Und es öffnen sich neue Räume.

Es war am 1. Januar 2021, der Kater des langen 2020 wohnte noch im pochenden Kopf, das Wetter war elend grau, und in den Doomscroll-Feeds tauchte die Todesmeldung von MF DOOM vielfach auf. Es glimmte aber auch ein Hoffnungsschimmer auf, der noch immer nicht erloschen ist. Denn die Gruppe Ja, Panik veröffentlichte an jenem Tag wie aus dem Nichts eine neue Single. «Apocalypse or Revolution» hiess sie, und es war weniger ein Song, sondern vielmehr die Einladung zu einer gleitenden Reise, hin zu den Sternen, und also dorthin, wo der Space weit offen ist. Vielleicht endet mit diesem Song die Welt, wahrscheinlicher aber ist, dass mit dieser Elegie eine Revolution angezettelt werden kann, deren Form noch nicht absehbar ist.

«Hier ist schon lange nichts passiert, hier kann nur eines passiert sein», singt Andreas Spechtl in jenem Song, der das erste musikalische Lebenszeichen der Band war, seit Ja, Panik vor fünf Jahren das sehr hoffnungsvolle Album «Libertatia» veröffentlicht haben. Seither ist vieles passiert, so vieles, dass man gar nicht mehr sicher war, ob die Freunde aus dem Burgenland, die sehr früh nach Wien übersiedelten und von dort weiter nach Berlin zogen, überhaupt noch gemeinsam Musik machen. Zumal die Gruppe mit der Autobiografie «Futur II» kurz nach «Libertatia» eine Art Schlusstrich formuliert haben.

«Die Gruppe Ja, Panik», wie das Ende April erscheinende Album nun heisst, knüpft bei diesem autobiografischen Erzählen an. Gemeinsam ziehen sie durch die Nächte, treffen sich vor den Screens in den Livestreams, so, wie wir alle. Sie formulieren ihre Ängste, suchen nach neuen Songstrukturen für ihre offener gedachte Musik, verlieren sich nach den ewigen und ganz kurzen Jahren auch, und finden immer wieder zusammen. Oder vielleicht besser: finden wieder zu sich zurück, in dem sie unnostalgisch die vergangene Zeit vermessen, etwa in «1984», diesem angstvollen und angstüberwindenden Stück. Bis ganz am Schluss dieser unendliche Möglichkeitsraum geöffnet wird. Apocalypse or Revolution? Erst mal rausgehen und dann weiterknobeln an diesem Ding namens Zukunft.

A2423318663 10 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Ja, Panik: «Die Gruppe Ja, Panik» (Bureau B)

Erscheint am 30. April.

Konzert? Konzert! 29.10., Palace, St. Gallen

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