Beck: «Morning Phase»

beck291112w Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Der Sänger wacht auf, nach einer langen Nacht im Sturm, blinzelt und fragt scheu: Können wir nochmals von vorne beginnen? Sechs Jahre nach seinem letzten Studioalbum «Modern Guilt» stellt Beck diesen Wunsch nach einem Neubeginn an den Anfang seiner neuen Platte «Morning Phase» – und greift auf die milden kalifornischen, immer leicht mystifizierten Folk-Harmonien zurück, die auch schon «Sea Change» beseelten.

Doch so leicht ist der Neustart nicht: Die Isolation und Resignation der vergangenen Jahren holt den tranigen Sänger immer wieder ein und so überlässt Beck das Licht in diesen dreizehn Songs und Mini-Stücken der wunderbaren Musik, die zuweilen auch wunderbar leicht ist. Es gibt Streicher – arrangiert von Becks Vater David Campbell –, zirpende und gleitende Gitarren, Glockenspiele, Pianos, die die Zeit und den Raum verwischen. «When the morning comes to meet you / Fill your eyes with waking light», heissen die letzten Zeilen auf diesem Album, ehe sich die Musik dramatisch verdichtet, die Stimmen heulen und der überstanden geglaubte Sturm zurückkehrt. Allenfalls klappt Becks Befreiungsschlag dann im Herbst, ist doch ein zweites Album, das eher in der Bastel-Tradition von «Odelay» stehen soll, bereits angekündigt.

Beck: «Morning Phase» (Capitol) 

Diese Rezension ist in der Musikzeitung Loop erschienen. Abonnieren Sie die letzte Oase in der Musikwüste hier – für schlanke 33 Franken pro Jahr.

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