Trance mit der Kilbi
Oh Shit! Die Bad Bonn Kilbi 2018 ist zu Ende – und was für ein Ende das war.
Wie alt ist eigentlich Rock'n'Roll? Geht es nach Bachir Attar, dem Leader der Master Musicians of Jajouka, ist dieser «4000 years old». Die Grundinstrumente? Flöten, Schalmeien, Trommeln. Und was für eine grosse Musik das ist, das war am Schlusstag der Bad Bonn Kilbi zu erleben, als Attar und seine Gefährten zum Trance-Tanz aufspielten – und eine Ahnung davon gaben, warum die Beatniks und Brian Jones einst in ihr Dorf in den Bergen Marokkos pilgerten.
Man konnte bzw. musste dann, als die Meistermusiker von der Bühne tanzten, gleich nahtlos weiter, zu den Horse Lords, die gewissermassen die gleiche Trance-Musik spielen, einfach mit anderen Mitteln. Und plötzlich ergab das, was sich auf dem Programm noch als lustiges Nebeneinander gelesen hat, alles Sinn: Denn die Musik der Horse Lords aus Baltimore, die umschlingt dann eben auch alles: No Wave, Wüstenblues, Minimal Music und die Trance der marokkanischen Bergmusik. «This is crazy», sagte Horse-Lords-Gitarrist Owen Gardner am Ende des begeisternden Konzerts, und ja, dieses Konzert, das die Band aus Baltimore gaben, war nunmal verrückt gut.
Der Auftritt der Horse Lords war das letzte Konzert, das ich mir an diesem Abend ganz gegeben habe. Zu überwältigend war – neben den Master Musicians – am frühen Nachmittag das Konzert von Ahmed – New Jazz Imagination, das an den mir unbekannten Jazzmusiker Ahmed Abdul-Malik erinnerte. Was für ein fantastisches Konzert die vier Musiker spielten: eines, in dem der Puls immer weiter raste, der Swing und die Klänge immer neu gemorpht wurden, und den Atem raubten.
Und dann aber auch – nach einem Abstecher zum See: «Oh Shit!!!», dieser explodierende Auftritt der mir gänzlich unbekannten Injury Reserve, der so gut tat nach all den Ye-Drake-Pusha-Celebrity-Schlagzeilen. Weil: Hier gehts weiter.
Sowieso: Die Bad Bonn Kilbi dieses Jahr war so viel mehr als die einzelnen Namen. Sondern ein fantastisch zusammengebautes Programm, das im Club in der Nacht mit dem Orchestre Les Mangelepa – der «last band standing» aus Kenia – für mich einen wunderbaren Ausklang gefunden hat. Danke dafür.
Zur Kilbi-Nachlese: Donnerstag hier, Freitag da, Bilder gibts bei Patrick Principe.