It Means I Love Kilbi
Oh no: Die Bad Bonn Kilbi 2017 ist bereits zu Ende – doch der Schlussabend war ein fantastischer. Was alles bleibt?
Schau, wie sie anwachsen, die raren Klangkristalle, die die gut verkabelte Kaitlyn Aurelia Smith aus ihrem Instrument hier im Clubhaus hervorzaubert. Wie sie immer schöner werden und einen strangen Glanz ausstrahlen und wie sie vielleicht ja auch draussen zu finden wären, beispielsweise unten am Grund des Schiffenensees, dem Mutantenseeli, dem man allerhand Unheimlichkeiten andichtet.
Aber bevor hier esoterische Thesen entwickelt werden: Rasch raus, denn dort spielt zur besten Zeit auf der Hauptbühne eine Band auf, die unbedingt noch in diese Liste aufgenommen werden muss. Sie heisst Schnellertollermeier und als ich sie zum letzten Mal gesehen habe, da folgten Manuel Troller an der Gitarre, Andi Schnellmann am Bass und David Meier am Schlagzeug einander bereits traumwandlerisch durch ihre superverwinkelten Labyrinthe, aus denen ich nicht immer herausfand. Was nun anders ist? Die drei lassen sich noch mehr Freiheiten und spielen direkter, so dass man, ja, tanzen kann zu dieser Art Rockmusik, die an der Kilbi frenetisch bejubelt wird. Was für ein Konzert, was für eine begeisternde Band.
Die bizarren Stücke von Anna Meredith verwehten trotz den grossartigen Fanfaren, deshalb zurück ins Haus, und warten auf Jessy Lanza. Hätte sie nicht eine grössere Bühne verdient? Ja, schon, aber dann natürlich auch nicht, weil das Soundsystem im Club immer noch am genauesten ist – und Lanzas Popsongs und ihre hinreissende Art zu Performen, dann eben doch eine fantastische Spur zu verhuscht sind. Was als nächstes bei ihr folgt, das ist noch nicht zu erahnen (mehr grosser Autorinnen-Pop oder doch eher weiter in Richtung Teklife-Gang?), was aber klar ist: «It Means I Love You» kickt auch nach dem überhundertsten Mal.
So sehr, dass der Weg zurück zu den Gitarren und der Show von King Gizzard & The Lizard Wizard verunmöglicht wurde (wie ich hörte, war das die «beste Kilbi Show ever»), zumal ja Jlin und ihre neuen Beatarchitekturen anstanden, die Daheim kaum dechiffrierbar sind, und die auch im Club ohne Hilfestellungen von Melodien oder anderen Hooks alleine zu durchwandern sind. Was ich hörte? All diese rüttelnden und schnarrenden Trümmeli, die im Moment nur sie so einsetzt und hineinführten in ein angstvolles Dickicht. Lauert hier ein Monster? Das kann schon sein, was es mit Sicherheit aber nicht zu finden gibt, sind: glänzende Klangkristalle.
Bleibt noch eine Schlussabrechnung? Nicht unbedingt, aber das bleibende Kilbirepertoire der Ausgabe 2017 schnell hier: Oliver Coates & Schnellertollermeier & Norberto Lobo & Jessy Lanza & Jlin & das Einlaufen von Idris Ackamoor und seinen Pyramids & Julians Dorferkundung & diese friedliche und wunderbare Ausgelassenheit, die es so nur an der Kilbi gibt. Danke vielmals!
Weitere Worte: Der Freitag I Der Samstag.
Bilder? Bilder!
Und der Hinweis auf den wöchentlichen Popletter, der allfällige Post-Kilbi-Time-Sadness lindern kann – mit Hinweisen auf neue Platten, Konzerte und weiteren Dingen.