First Listen: Shabazz Palaces
Mit «Lese Majesty» von Shabazz Palaces ist eines meiner lang erwarteten Alben des Jahres verfügbar – zumindest als Stream. Mein erster Hördurchgang in Notizen und ohne vorbereitende Lektüre.
Suite 1: The Phasing Shift
Sieben Suiten enthält «Lese Majesty», der Nachfolger von «Black Up». Die erste beginnt mit «Dawn in Luxor» und atmosphärischen Synthies und einem pluckernden Analog-Beat, die Stimme von Ishmael Butler aka Palaceer Lazaro setzt nach gut 50 Sekunden ein, Gitarren schwirren rum, es ist Dämmerung in Luxor – und es könnte mythisch werden. Der Space ist gross, die Phasen verändern sich.
Das Synthie-Geschwader wird zurückgedimmt, der Beat bleibt in «Forerunner Foray», Strassenreporter-Samples erzählen von «Hustler, Murders and Thieves», der Beat wird verdichtet und Butler erzählt angehallt von seiner Geburt. Genaue Textarbeiten? Die kommen dann frühestens beim zweiten und dritten Hördurchgang. Eine Frauenstimme erscheint (wie überhaupt viele Sounds bislang erscheinen, kurz herumschwirren und wieder weiterfliegen).
Es wird harsch – mit dem bereits bekannten «They Come In Gold», das von der klatschenden Beat-Architektur an «Black Up» erinnert und die erste «Suite» abschliesst.
Suite 2: Touch & Agree
Es geht nahtlos weiter, wiederum viele fliegende, erstaunlich melancholische und ungreifbare Sounds, mit einer feiner unterteilten «Suite». «Solemn Swears» legt eine elegische Grundstimmung, die sich in «Harem Aria» schön verdichtet, lalala-Stimmen schlurfen aus, nun heissts «Noetic Noiromantics», das Soundbild ist für einmal skelettal, es bleibt der Bass und eine Drum – das könnte auch ein Tricky-Stück von früher sein. Es skippt weiter: «The Ballad of Lt. Major Winnings» ist hinkend und wieder deutlich nebulöser – überhaupt fällt auf, dass die Raps und die Tracks weniger direkt als früher sind. Hier ist ein konstanter Shift going on.
Suite 3: Palace War Council Meeting
Ein Jazz-Bass-Loop zu Beginn dieser dritten «Suite» in «Soundview», der sich in «Ishmael» neu zusammenstottert. «Sinister» ist das Wort in diesem Lied – doch eben: das Textblatt fehlt. Stimmen aus dem Off und aus dem Telefon schliessen eines der längeren Binnen-Stücke ab, ehe «155th in the MCM Snorkel» den Raum wieder deutlich verengt. Post-Millenium-Tension.
Suite 4: Pleasure Milieu
Wieder ein Floaten in Space in «Divine of Form», es folgt das auch bereits bekannte «#Cake», das (wohl) die Stimmen von Thee Satisfaction featured. «Stratosphere» schnappe ich auf, es folgt eine Aufzählung von Orten – «Ramallah», «Seattle», «Bronx», «Paris», «Miami» etc. Die Reiseroute.
Suite 5: Federal Bureau Boys
Ein Old-School-Breakbeat, verschleppt, verlangsamt, eine Angstparade («Colluding Oligarchs»). Der Beat ist weg, «Suspicion of a Shape» heisst dieses Stück, in dem die Stimme von Butler einmal mehr sehr sehr weit hinten ist.
Suite 6: High Climb To The Gallows
Der Beat in «Mind Glitch Keytar Theme» könnte von einer nervösen Post-Punk-Platte stammen, die Synthie-Sprengsel aus dem Prog-Rock-Zeitalter, die Raps sind auch hier weit hinten. «Money, Money» stotterts am Schluss, geht über in «Motion Sickness», das grossartig fliesst.
Suite 7: Murkings On The Oxblood Starway
Der Sternenweg im Suiten-Titel, die «New Black Wave» im Stück, man ist als Hörer schon längst irgendwo anders, hängt aber auch im leeren Raum. «Sonic Myth Map For the Trip Back» heisst der Abschluss. Jedenfalls: Man wird lange haben, bis man diese Platte, die noch weiter als erwartet alles greifbare verlässt, kartografiert hat. More to come.
Shabazz Palaces: «Lese Majesty» (Sub Pop/Irascible) erscheint Ende Juli. Mit einer Vorbestellung erhält man Zugang zum Soundcloud-Stream.
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