Die Herbstplattenkiste 2016

bagni licht Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Die Sonne ist noch goldig, doch die Melancholie des Winters sind eben auch nicht mehr weit. Aus diesem Grund: Eine Herbstplattenkiste mit vier aktuellen Platten der Saison.

Teenage Fanclub: «Here»

«I'm in Love» heisst das erste überschwängliche Lied der ersten Teenage-Fanclub-Platte seit sechs Jahren. Und natürlich ist sie gleich wieder da, die Verliebtheit in eine Band, die sich in einem Gebiet bewegt, in dem eigentlich schon alle Songs geschrieben scheinen, und die dann aber doch immer zärtliche, herzliche und zeitlose Lieder findet, die nur sie so schreiben, instrumentieren und singen können. «Here» wird mit zunehmender Spieldauer schattiger und nicht untraurig, doch Zeilen wie «Embrace the here and now for now we're here and now together» (die bei fast jeder anderen Band doof klingen würden) überstrahlen dann doch die Sorgen. Was für ein Freundschaftsalbum.

10 700 700 492 teenagefanclub 900px Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Grumbling Fur: «Furfour»

Die Vorgängerplatten dieses Duos habe ich leider verpasst, so kann ich nicht sagen, inwiefern hier eine Veränderung stattgefunden hat. Im «The Quietus» ist aber zu lesen: «they have emerged from the contemporary weirdo underground to embody their own brand of Weird or Occult Pop, a title made all the more superfluous by the fact they are arguably its sole current proponents. Theirs is not a sugared pill, but a strange, inviting pill that you can’t help but take – a rare thing in the world of pop music.» Konkreter heisst das: «Furfour» ist unüberhörbar (Electro)Pop, doch die Songs von Alexander Tucker und Daniel O'Sullivan sind mit vielen Seltsamkeiten gespickt und erscheinen doch angenehm ungimmicky. Nachzuhören ist das in den Singles «Heavy Days» oder «Acid Ali Khan» (haha), oder eben: als ganzes Album.

412 900 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Helado Negro: «Private Energy»

Noch ist Roberto Langes neues Album nicht ganz erfasst, doch das, was im NPR-Stream zu hören ist, ist einmal mehr seine sehr persönliche und sehr offene Latino-Popsprache, die zwischen New York City und Ecuador hin und her funkt. Als Anspieltipp sei «Transmission Listen» empfohlen, so gut.

a2258764668 10 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Devendra Banhart: «Ape in Pink Marble»

Helado Negro taucht auch in der Dankesliste dieser Platte auf, weil es ist schon eine Verwandtschaft zwischen den beiden Musikern herauszuhören. Jedenfalls: Devendra Banhart hat mit diesem Album eine kleine, wohlige Hausmusik erfunden, die nur sehr selten ulkig-ausgelatscht ist (wie in «Fancy Man» oder «Fig in Leather»), und lieber eine Wärme ausstrahlt wie im so lieben «Middle Names», in dem der nicht mehr so bärtige Sänger eine neue Singing Voice ausprobiert. Kurz und abschliessend: eine «Celebration».

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