Young Fathers: «White Men Are Black Men Too»

young-fathers-2015-press Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Sie haben keine Zeit zu verlieren: Die Young Fathers veröffentlichen den raschen «Dead»-Nachfolger mit Popsongs, die den Gospel in sich tragen und bei allem Unfrieden versöhnlich wirken.

Hier ist es nun: Das Popalbum, das Graham «G'» Hastings, Kayus Bankole und Alloysious Massaquoi im Vorfeld angekündigt haben. Besser: «our interpretation of what a pop album should be. Weight with words, which is the title plus the pop sensibility of the songs (respectively).» Dieses Album wurde nach dem überraschenden Gewinn des Mercury-Prize von den drei Sängern und Produzenten mit Heimbasis Edinburgh rasch in Berlin eingespielt. Und natürlich: es gibt jede Menge jubilierende Melodien auf «White Men Are Black Men Too», vor allem entziehen sich die Young Fathers mit ihrer beinahe trotzig wirkenden «File under Pop & Rock»-Kategorisierung den Hip-Hop-Zuschreibungen.

Die Musik, die sich auf «White Men Are Black Men Too» findet, ist rastlos: sie klingt rau und übersteuert, die elf Tracks stoppen abrupt und man hört die Sänger, die sich auf der Flucht zu befinden scheinen, zuweilen keuchen. Dieser Gehetztheit und Ruppigkeit, die vorab in «Old Rock'n'Roll» – dem zentralen Song, in dem der Albumtitel verhandelt wird – den Ton angibt, kontern die drei mit süssen Gesängen und im zeitweiligen Glockenspieleinsatz. Der Gospel klingt dann versöhnlich und will die Wunden, die die auf «Dead» besungenen Kriege hinterlassen haben, heilen. Doch optimistische Slogans wie «Laissez les bon temps rouler» wirken bloss stimmungshochhaltend; die Narben, das Kaputte werden bis auf weiteres bleiben.

Was also machen, um sich besser zu fühlen, zumal dann, wenn die Antwort auf die Frage «Are things equal in this world?» mit «Fuck no» beantwortet werden muss? Nun, weitersingen und zwar in einer Popsprache, die aus verschiedensten Frequenzen eines Weltempfängers zusammengesetzt scheint, eine Sprache, die neu und kämpferisch ist, und so furchtlos und doch bewegend noch nicht gehört wurde.

youngfathers-white-men-are-black-men-too Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Young Fathers: «White Men Are Black Men Too» (Big Dada)

Live: 22. August, For Noise, Pully

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