Ferien mit der Kilbi

IMG 1551 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Bis zum Regenbogen – und darüber hinaus: Der erste Abend der Bad Bonn Kilbi 2018.

Ich habe Ferien und ich mag Ferien, zumal es eigentlich keinen besseren Ferienort als Düdingen gibt – während den Tagen der Bad Bonn Kilbi. Denn es ist ja noch immer so, dass dies ein Ort ist, an dem die Schwingungen so anders sind, so zufrieden und so ausgelassen (natürlich zuweilen auch allzu betrunken). Und einen Strand? Den hat es ja auch.

Bradford Cox sagt im Gespräch vor dem Kilbi-Konzert (das leider just dann stattgefunden hat, als Stella Chiweshe ihre bewegenden Mbira-Songs anstimmte): «Ich hasse Ferien.» Nun, Cox hat ja auch keine Ferien, sondern musste sein Haus in Atlanta verlassen, um mit seinen Deerhunter-Freunden ein Konzert zu spielen, das irgendwann angefangen hat, ohne dass es wirklich mitgeschnitten wurde. Das Schöne an ihrem Kilbi-Konzert war: Hier war wieder eine Band zu sehen, die so zusammengehört (vor allem natürlich Lockett Pundt an der Gitarre und Moses Archuleta am Schlagzeug) und bei der man im Guten wie im Schlechten nie sicher ist, ob sie jetzt ihre Musik auf der Bühne gleich an die Wand fährt – oder doch auch neue Räume findet.

An der Kilbi taten Deerhunter beides: Sie frustrierten, wenn sie ihre nominellen Hits spielten, die auf den Platten so viel besser wirken, und bewegten dann, als beinahe schon vieles zu spät war und sie «He Would Have Laughed» anstimmten, diesem Requiem auf ihren Freund Jay Reatard. Das war dann schon fast ein heiliger Noise, der ganz am Schluss durch den Kilbi-Bogen und in die Nacht heraus in Richtung Himmel entschwebte. Dort, wo früher am Abend, wie so oft in den vergangenen Festivalausgaben, ein Regenbogen zu sehen war.

Der raumsprengende Sound war also an diesem Eröffnungsabend präsent. Und die atemraubenden Performer auch, beispielsweise Tshegue, die Kongolesin, die eigentlich gar keine posierenden Mitmusiker gebraucht hätte. Oder Feldermelder, der als Gibraltar Vacuum lostanzte. Natürlich auch der Philosoph John Maus, der seine Dämonen exorzierte. Bis zum schweissnassen T-Shirt.

Gut, war dies nur der erste Tag der Kilbi-Ferien. Bis später bei der Aphex-Twin-Statue.

IMG 1554 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

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