Sleep: «Sleep»
Ja, Panik-Sänger Andreas Spechtl widmet sich auf seinem Solodebüt dem Schlaf. Ein Album für schlaflose Nächte – und für frühmorgendliche, halbwache Hördurchgänge.
Jetzt, nachdem der Schlaf allmählich aus den Morgengesichtern und aus dem natürlich immer noch verschlafenen Wesen dieser Stadt verschwindet und draussen ein seltsames In-Between zwischen Immer-Noch-Sommer und Noch-Nicht-Herbst zu bewundern ist, ist der richtige Zeitpunkt für «Sleep», dieser Platte des Dazwischens. Andreas Spechtl hat die verschiedenen Halbwachzustände auf seinem Solodebüt vertont, mit aufgefundenen Reise-Klängen, mit Saxofon und Trompeten (die ähnlich bereits auf dem letzten Ja, Panik-Album «Libertatia» angeklungen sind), mit einem traumwandlerischen Dub und mit englischen Worten, die sich der Schwester Schlaf widmen.
Natürlich: das kulturtheoretische Gespenst «Hauntology» treibt sich in diesen Ruinen des Schlafs auch umher – vornehmlich im gleichnamigen Song bzw. Track – , aber über die Textquellen, die zu dieser Musik beigetragen haben, kann man hier (bzw. am Kiosk) mehr lesen. Was wichtiger ist: dies ist keine Musik der Flucht in ein friedliches Unbewusstsein, sondern eine, die in «After Dark» Migranten explizit an die Wachsamkeit erinnert. Denn selbst in friedlichen Nächten und im Schlaf ist leider ganz und gar nicht immer «Libertatia».
«Sleep» ist eine Platte des Reisens und für Reisende, und wenn man dann halbwegs ankommt im Tag, befindet man sich in einer Bar, bestellt einen Kaffee, und freut sich auf die nächste Abenddämmerung, dann, wenn wieder Zeit ist für diese im besten Sinne schöne Musik, die mit «Jinja Nights» friedlich schliesst.
Sleep: «Sleep» (Staatsakt)
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