Planet Panda Bear
Noah Lennox bleibt ein unentwegter Forscher – natürlich auch an seinem ersten Schweizer Solokonzert im Düdinger Bad Bonn.
Man sucht noch immer die Töne zusammen, die Noah Lennox alias Panda Bear im Bad Bonn mit seinen Samplern zu Songs formte. War das die Zukunft des Pop? Oder besser: die Tonspur einer Gegenwart, die Lennox – verbeamt von den Visuals von Danny Perez, die Augen immerzu geschlossen – mit seiner Chorknabenstimme, den süss-melancholischen Melodien und den zuweilen harschen Beats hinzauberte?
Wie gewohnt spielte Panda Bear ein Set mit Songs, die noch unveröffentlicht sind und die höchstwahrscheinlich auf seinem nächsten Album «Panda Bear Meets The Grim Reaper» enthalten sind. Das Album schlägt nach der «serious affair» «Tomboy» wieder unbeschwertere Töne an, so Noah Lennox im Gespräch vor dem Konzert. Der Titel ist dabei eine Hommage an die Dub-Platte «King Tubby Meets Rocker Uptown», scheint dunkel, wirkt aber auch lustig und soll an ein Comic-Buch erinnern. Erscheinen wird das Album wohl nicht mehr in diesem Jahr, denn noch steht der Mastering-Prozess an.
Die Entstehung seiner Songs vergleicht Lennox mit einem Polaroid-Bild: Man schiesst das Foto und schaut zu, wie sich auf der grauen Oberfläche langsam die Konturen bilden und sich allmählich ein ganzes Bild ergibt. Auf seine Songs übersetzt: Erst sind da ganz kurze Sound-Elemente, die sich Lennox in langwieriger Arbeit immer und immer wieder anhört, und die er dann zu Songs zusammenbaut. Erst später kommen die Gesangslinien, zunächst noch ohne Text, der dann ganz zum Schluss folgt. Wann denn ein Song fertig ist? «Wenn ich ihn abgeben muss.»
Die neuen Songs dürften sich also auf Platte erheblich anders anhören als am Konzert im Bad Bonn, das Noah Lennox mit drei «Tomboy»-Liedern abschloss. Vor diesen alten Melodien erforschte Panda Bear einen höchst kuriosen Planeten, auf dem klassische Clubsounds, Noise, Ambient und süsser und entrückter Pop seltsame Verbindungen eingehen. Was zurückbleibt? Verwirrung, Staunen, natürlich auch Frustration, dass man die gehörten Melodien nicht genauer beschreiben kann – und Vorfreude auf «Panda Bear Meets The Grim Reaper».
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