Lord Kilbi

kilbikorb Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Die Bad Bonn Kilbi ist eröffnet – mit einem Abend, der die Sinne vernebeln konnte. Oder waren es doch nur Tränen der Rührung?

Fitter, happier, und deshalb gleich mal zwanzig Liegestützen oder andere schlauchende Übungen, während die Snare trommelt, der Bass dann auch irgendwann wieder einsetzt und dann eben alle Anwesenden lostanzen auf dem Holzspanboden zur Snare'n'Bass'n'Bleep-Musik von N.M.O. – nicht im militärischen oder auch neoliberalen Gleichtakt, sondern fröhlich und ausgelassen. Warum dies so toll funktioniert? Der Snarespieler und der Turner und Hauptcomputerist haben ihre Konsole nicht auf der Bühne, sondern auf dem ruralen Dancefloor der Bad Bonn Kilbi aufgebaut, die am ersten Abend der diesjährigen Ausgabe bereits fast alles macht: Herzlich willkommen heissen, durchwirbeln, staunen, springteufeln und aber auch verzaubern.

Letzteres beispielsweise im Set des Gitarristen Norberto Lobo. Im Hauskonzert ist ein Musiker zu erleben, der sich während dem Spielen ganz und gar in seine Songs hineingibt. Songs, die die Zeit zerdehnen, die Gegenwart auflösen, und von Orten und Dingen erzählen, die wahrscheinlich in der Vergangenheit liegen, aber nicht nostalgisch verklärt sind. Die Gesichtszüge des Musikers lösen sich auf, die Stimme der Gitarre wird auch seine, und als Lobo dann zugänglichere Fingerpicking-Melodien anspielt, dann sind da schon glänzende Augen auszumachen. Schweiss ist es nicht.

Bildschirmfoto-2017-06-03-um-09.07.12 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Und dann aber auch: Reinpurzeln in die Rockshow der Japanerinnen Afrirampo, die von einem Oktopus erzählen, der da durchs Meer aka Kilbifeld schwimmt, und die alle männlichen Rampensäue schön in die Schranken weisen. Oder wiederum ins Haus: Was sind das alles für Klänge hier, die Ufo mit Dim Grimm aus ihren Geräten und Instrumenten schaben? Später: Ist es schon H E X oder bloss Bombast, oder hängt der Dopesmoke, den Sleep von der Bühne bliesen, noch zu stark und dicht? Wahrscheinlich war es halt doch der heavy Weihrauch von Lord Kesseli & The Drums, der da in Slow Motion die Sinne vernebelt. Die Party mit Lena Willikens und Jaques? War sicherlich grossartig, doch es gibt ja noch zweite und dritte Tage, die da fantastischerweise warten.

Und dann noch dies: Lebensziele müssen neu angepasst werden. Denn wenn ich mal alt bin, dann will ich einlaufen wie Idris Ackamoor & The Pyramids. Bis später.

Idris Ackamoor & The Pyramids, ladies & gentlemen! #badbonnkilbi17 #idrisackamoorandthepyramids

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