Kilbi-Notiz: R Stevie Moore

rsteviemoore Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Nashville ist sein Fluch: Als 7-jähriger Bube musste der
Sohn eines Country-Sessionsmusiker die Zeilen «But you love me, Daddy» in die Studio-Mikrofons trällern, doch studierte er damals die Aufnahmetechniken sehr genau, und flüchtete bald einmal aus der Stadt, denn in dieser Musikindustrie gab es für seine Sound-und-Song-Visionen nichts zu holen. 

«Nashville»: Das steht auf den pyjamaartigen Hosen von R Stevie Moore, dem mittlerweile 62-Jährigen mit dem Samichlausbart, der in seiner Karriere über 400 Alben aufgenommen hat – und nun auf der kleineren Bühne der Bad Bonn Kilbi einige Lieder aus diesem unüberblickbaren Katalog gibt. Moore, mittlerweile der Held und Götti einer jüngeren Generation, die sich in Heim- und Kassettenaufnahmen übt, inszeniert seine Lo-Fi-Lieder mit einer bestens eingespielten Rockband. In diesen Pop-Fusion-Noise-Radiosongs ist überraschenderweise nichts verrauscht, nichts unbewusst, nur kurios verpeilt. Denn, und das ist der Unterschied zu anderen Dropouts der Musikgeschichte: Der Popbesessene R Stevie Moore wusste in all den Jahren in Einsamkeit, was er tut, wenn alles wiedermal zu still und die Einsamkeit zu gross wurde: Lieder arrangieren aufnehmen, Kassettencovers gestalten und Musik hören. 

Der Auftritt von Moore an der 24. Ausgabe des wertvollsten Musikfestivals weit und breit: er war in jenen Momenten am stärksten, als diese Trauer über die Einsamkeit, verbunden mit einem Trotz und der Liebe zum Pop, durchschimmerte. Und man wurde gewahr, so dumm das nun klingt: Musik kann Existenzen retten.

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