Nachgehörte Platten (2): Jackson Scott

Jackson-scott Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Diese Platte ist längst reif für ein paar wenige Worte der Liebe, zumal in diesen Tagen, in denen die Sonne nochmals explodiert: «Sunshine Redux» von Jackson Scott.

Die Psychedeliker aka Syd Barrets Jünger sind nun schon eine Zeitlang zurück, und einer der angstvollsten und doch sonnendurchfluteten Geschöpfe scheint mir Jackson Scott zu sein. «Ist das noch Kindergeburtstags-Bubblegum oder ist das schon Psychose?», durfte man sich anlässlich seines Debüts «Melbourne»(2013) fragen, auf dem der 22-Jährige aus North Carolina so irrsinnig an den Tapespulen schraubte, dass die Stimmen natürlich längst in die Stimmlage Helium abdrifteten und die Gitarren schön übersteuerten. Das ist auch auf dem seit geraumer Zeit erhältlichen «Sunshine Redux» nicht anders (auch hier allerbeste Grüsse an Bradford Cox, hoffentlich geht es ihm gut), bis die Platte explodiert, dank diesem Song hier:

Natürlich: «Ripe for Love» ist nicht der «beste» Song von Jackson Scott – dafür ist er zu wenig kompakt, wie auch die Grenzen der Songs anders auf dem Debüt kaum erkennbar sind – , aber dieser durchgeknallte Angst- oder Freudentrip mit der Psych-Garage-Pop-Geisterbahn, der ganz zu Beginn der Platte mit Broken-Neutral-Milk-Hotel-Gitarren eingeleitet (und ganz am Schluss in einer Reprise nochmals aufgenommen wird), ist auch nach abermaligsten Hördurchgängen reif für diese höchst unzulänglichen Worten der Liebe.

Derweil befürchte ich, dass Scott, zumal nach diesem Verriss, das Schicksal des verlorenen Buben ereilt – und dass diesen Buben bald jemand aus irgendeinem Fluss fischen muss. Deshalb hier, der billige, doch nicht minder herzliche Aufruf: geben Sie sich diese dunkle und versponnene Neuerfindung der Sonne. Und laut.

v600 Sunshine Redux Cover  1500X1500 -1 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Jackson Scott: «Sunshine Redux» (Bloodmoss Records)

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