Himmel und Hölle am B-Sides

IMG 0498 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Oh shit, here comes the sun? Der Freitag am B-Sides mit Destroyer, Lord Kesseli & The Drums, Beak und den Skeletons.

Destroyer

Dekadent geht die Welt unter, mit Trompeten und Saxofon, aber irgendwann steigen wir dann doch in den Himmel. Ein Himmel, der zuerst licht erscheint, so licht, dass Dan Bejar eine Sonnenbrille trägt und seine grossen Songs erzählt, flankiert von einer siebenköpfigen Band. Immer wieder bückt er sich, findet Zuflucht im Drink und Dosenbier, und lügt natürlich schamlos, wenn er die Zeile «Oh shit, here comes the sun» in seiner so eigenwilligen singing voice gibt. Weil: Der Himmel hat mittlerweile seine Schleusen geöffnet, es gibt Regentänze und alles ist wunderbar. So gibt man sich die Apokalypse gerne.

Lord Kesseli & The Drums

Nach dem Ende der Welt bleiben nur noch Weihrauch und Räucherstäbchen und Grabkerzen. Dominik Kesseli und Michael Gallusser haben den Restvorrat gebunkert für ihre Gruft-Show, die mir erst als Witz erschien. Ein Witz, der mittlerweile so gut und konsequent inszeniert ist, dass er natürlich gar keiner sein kann. Die Soundspur: Verstrahlter Rock, der «full of love» und «full of hope» ist. Und nach diesem fantastischen Konzert weiss man: Dieser Lord und sein Komplize überwinden alles.

Beak>

Motorisch tanzen, zurück ins Leben, auch wenn das nach dem Lord nicht so einfach war. Weil Beak aus Bristol (feat. Geoff Barrow) nehmen niemanden an die Hand, und den Zugang finde ich erst gegen den Schluss, als der Puls pausiert und die drei das erhabene «Battery Point» anstimmen. So laut, so leise, und was für eine schöne Ruhe.

Skeletons

Schliesslich, der frenetische Schlussakt mit Matt Mehlans Projekt, das auf der Bühne als kompakte Band erscheint und all die Finten und Noises und minimalen Patterns fantastisch, weil punktgenau und doch scheinbar locker spielt. Da kann die Stimme von Mehlan, der ganz am Rand all das zusammenhält, schon mal untergehen. Dass man dazu Tanzen kann, ja muss (ausser, wenn sich ein lästiger Schluckauffrosch im Magen befindet), ist das eigentliche grossartige an dieser Musik, die nun auf den Bühnen Europas erlebt werden kann. Danach gibts keine Party mehr, nur Staunen.

13418842 1083709278367045 221846703080661273 n Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Das B-Sides geht heute Samstag weiter, mit u.a. Bombino, Puts Marie und Trampeltier of Love. Danke und bis nächstes Jahr!

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