Gustavs Protestserenaden

gustav Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Vor zehn Jahren erschien «Rettet die Wale» von Eva Jantschitsch alias Gustav. Eine Protestsong-Platte, die heute aktueller denn je scheint.

«In Linz hat es viel Polizei und trotzdem bin ich allein», sang Eva Jantschitsch alias Gustav auf ihrem Debütalbum «Rettet die Wale», das ziemlich genau vor zehn Jahren erschienen ist. Es ist ein Satz, der problemlos auf alle unsinnigen Polizei-Grosseinsätze übertragbar ist, so natürlich auch auf für die samstägliche Übung, welche die Stadt Bern in eine Festung verwandeln wird.

Auch abseits der «Linzserenade» ist «Rettet die Wale» ein Protestalbum, das immer noch gültig ist – mit Noten gegen das System, gegen die Repression, für den sozialen Zusammenhalt, desillusioniert, und doch voller Hoffnung. «Dear fellow citizens // Dear fellow occupants // Dears sisters in brave and dear comrades in arms // We might overcome // That unbalanced life», sind die ersten Sätze der Wienerin auf diesem Debüt, das in der Folge in «Genua» dem erschossenen Carlo Giuliani Tribut zollt, in «Mein Bruder» in den Krieg zieht und im Fernweh-Orchester-Titellied die Wale rettet. Hier, auf diesem Album mit vielen süssen und vielen verzerrten Sounds, gehts immer noch um vieles. Man sollte es wiedermal anhören.

wale Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Nach dem Nachfolger «Verlass die Stadt» (2008) habe ich Gustav nach und nach aus den Augen verloren, da sie vorab für Theater- und Film Musik geschrieben und produziert hat. Ganz am Schluss von «Who's Bad», der letztjährigen ganz grossen Platte der Goldenen Zitronen, ist die Stimme aber wieder zu vernehmen, die über eine Angstsoundcollage den Satz «Wer hier mit dabei ist, kann nicht nur dafür sein, nein, nein» immer und immer wieder wiederholt. Alles renkt sich wieder ein?

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