Die Musik zur Woche
Charli XCX, Phillip Sollmann, Laurel Halo, Emily Wells – und neue Sounds aus der Ghost Box: All das findet sich in der Auskopplung aus dem sonntäglichen Popletter «Listen Up!».
Charli XCX: «How I'm Feeling Now» (Warner)
Nach den Partys in den für mich kaum zugänglichen Minecraft- und Fortnite-Winkeln ist nun das erste grosse Quarantäne-Popalbum da – von Charli XCX, die gemeinsam mit ihrer Online-Community angemessen verzerrte und übersteuerte Hymnen für diese Saison zusammenmontiert hat. Da schimmert dann vieles durch: der Überdruss, die Langeweile, die Furcht auch – und die Sehnsucht nach der Party. «Finally when it's over, we might even be closer», singt sie in «Anthems», und wer die dazugehörenden Sounds hört, dann weiss man nicht, ob sich dieser Wunsch erfüllen, oder ob man für immer im virtuellen Raum gefangen bleiben wird. Mitsamt einem heftigen Kater. Mehr zu Charli XCXs Quarantäne-Album gibts in diesem grossen Text und Erinnerungen an früher bzw. den letzten Sommer in diesem Artikel von mir.
Phillip Sollmann: «Monophonie» (A-Ton)
Jenseits des Clubs: Phillip Sollmann veröffentlicht ein Jahr nach seinem Efdemin-Album «New Atlantis» seine «Monophonie», die 2017 uraufgeführt wurde. Geschrieben für die Holz- und Metall-Instrumente, die einst von Harry Partch und Harry Bertoia erfunden wurden, ist hier ein zeitweise dronehaftes, zweitweise motorisch pulsierendes Stück Musik zu hören, das im fanfarenhaften «Mono» ein grosses Ende findet.
Sleaford Mods: «All That Glue» (Rough Trade)
Jason Williamson ist wie so viele unter die Bäcker gegangen – und hat mit seinem Sleaford-Mods-Komplizen Andrew Fearn aber auch Zeit gefunden, diese Compilation hier zusammenzustellen. Natürlich mit «Tied Up in Nottz» und «Jolly Fucker», und Dosenbier sollte eigentlich auch noch vorrätig sein.
Peaking Lights: «E S C A P E» (Dekmantel)
Die verstrahlte Lieblingsband mit einer Platte zum Wegdriften. Ihren Klassiker? Haben sie ja schon aufgenommen.
Laurel Halo: «Public Knowledge: Carrier Bag of Music»
Eigentlich wollte ich mir am Freitag die neuen Alben von Kaitlyn Aurelia Smith und auch den Einstürzenden Neubauten anhören – ich blieb dann aber hängen bei diesem einstündigen Stück von Laurel Halo, das von Ursula K. Le Guins Essay «The Carrier Bag Theory of Fiction» inspiriert ist. Ist das noch ein Mix oder schon ein Hörspiel?
Emily Wells: «In the Dark Moving» (Thesis & Instinct)
«Come on Doom, Let's Party», jetzt auch in minimaler Version: Emily Wells hat ihr letztjähriges Album «This World Is Too __ for You» nochmals veröffentlicht, wirkt immer noch, jetzt aber gespenstischer.
VA: «Intermission» (Ghost Box)
Das Ghost-Box-Label hat diesen Benefiz-Sampler herausgegeben, mit hauntologischen Collagen und Radio-Jingles aus dem Lockdown. Nicht vergessen: «Die Dosis macht das Gift», wie einer der besten Tracks heisst.
The Magnetic Fields: «Quickies» (Nonesuch)
2:35: So lange dauert der längste Song auf dem neuen Album von Stephin Merritt, der nach seiner «50 Song Memoir» ein neues Konzept für seine Popsongs gefunden – und aber auch Titel wie «I've Got a Date with Jesus», «You've Got a Friend in Beelzebub» oder «Let's Get Drunk Again (and Get Divorced)» ersonnen hat. Mehr zu Stephin Merritt gibts in diesem Gespräch zwischen ihm und Jarvis Cocker.
Josey Rebelle: «Josey in Space» (Beats in Space Records)
DJ Marcelle bildet in diesem Mix die Klammer, dazwischen reist Josey Rebelle mit ausgesuchten Tracks von Loraine James, Hieroglyphic Being oder Afrodeutsche durch die verschiedenen Clubkulturen.
Omar-S
Das «Remote Utopias»-Wochenende auf NTS war bislang meine liebste Stream-Veranstaltung – auch dank diesem Mix aus Detroit von Omar-S.