Die Chorknaben der Gegenwart
Die Young Fathers sangen in Bern ihre Lieder der Trauer und des Trosts und des Aufruhrs, die versöhnlich wirken können, doch die Umarmung bleibt auch in ihrem kurzen, doch heftigen Konzert aus.
Man hat in diesem Jahr der grossen Platten beinahe vergessen, wie gewichtig und dringlich auch die übersteuerten Popsongs vom aktuellen Album «White Men Are Black Men Too» der Young Fathers sind, in denen die verarbeiteten Stile nicht als gleichmacherisches Allerlei erscheinen, sondern bei aller zeitweiligen Schönheit widerspenstig und konfrontativ wirken. Das ist denn auch auf der Bühne der Berner Dampfzentrale zu bemerken, auf der diese Chorknaben – verstärkt durch einen Stehtrommler – ihre Songs weniger singen, als vielmehr performen. Immer wieder scheinen sich die Kabel der Mikrofone von Kayus Bankole, G' Hastings und Alloysious Massaquoi zu verheddern oder zumindest in die Quere zu kommen, denn die drei ändern ihre Standorte, steigern sich in ein tanzendes Rollenspiel, das albern und überspannt wirken mag, aber doch nur konsequent ist, zumal dann, wenn nach knapp fünfzig Minuten der Rastlosigkeit der Auftritt ein schnelles Ende findet.
Was als nächstes kommt bei den Young Fathers, die im vergangenen Jahr mit ihrem Debüt «Dead» den Mercury Preis gewonnen haben und spätestens seither ständig auf Tour sind? Hoffentlich nicht die Erschöpfung, sondern mehr von diesem Soundtrack zur Zeit.
Weiteres Konzert: Samstag, 3. Oktober, Rote Fabrik, Zürich. Das Bild stammt von hier und ist hoffentlich ein offizielles Label-Bild.
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