Crab Day der Bad Bonn Kilbi 2016

fahnen Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Wenn alles verschwimmt – die Sinne, die Grenzen, die Schuhe – dann ist es Freitag an der Bad Bonn Kilbi mit Cate Le Bon, Parquet Courts, s s s s, La Tène und Jenny Hval.

Crab Day ist der Tag, den Cate Le Bons Nichte erfunden hat. Es ist der Tag, an dem sie Krabben und andere Krustentiere zeichnet und seit der Erfindung jährlich durchgeführt wird. Seit der Veröffentlichung von Cate Le Bons Platte, die sie nach diesem Feiertag benannt hat, ist in meinem Haushalt eigentlich jeder Tag ein Crab Day, doch dank ihrem gestrigen Auftritt an der Kilbi werde ich diesen Tag nun jeweils am 3. Juni begehen. Weil das Konzert mit all diesen schrulligen und lieben Lieder, die Le Bon mit ihrer lustigen Band spielte, war eines zum, ha, verlieben. So wonderful.

Nach dem Herz der Kopf, oder das twisted Theater von Jenny Hval (bzw. The three sisters of Jenny Hval) mit Perücken, die zu Schamhaar wurden und auch der alternativen Festivalfrage «Are you feeling complicated?». Ja, sehr, aber wer durchgehalten hat, hörte «That Battle Is Over» und tanzte am Schluss mit den perückenlosen «Female Vampires».

Wenig später merkte ich, dass die Füsse, die so weit von den Augen entfernt sind, dann eben doch auf den selben Namen hören wie ich. Es war der Moment, als das Wasser von unten in meine Schuhe drang, und die Parquet Courts ihre New-Yorker-Zitat-Rocksongs mit den schönsten Texten der Gegenwart spielten. Das Kilbifeld wurde allmählich blurry, es wurden die Bühnen gewechselt, die Pissed Jeans waren die Fucked Up der heurigen Ausgabe (allerdings mit einem Bret Easton Ellis-Charakter am Mikrofon), es gab den schönsten Regenbogen, den grossen Auftritt der Fat White Family, und als für mich dann doch genug der Gitarren war, spielte im Haus statt Lotic der Luzerner s s s s ein rüttelndes Set für den Dancefloor. Das war nicht unbedingt zu erwarten nach seinen Gewehrnoisesalven vom Vornachmittag – genauso wenig wie der fantastisch tanzende Drehleiertrance von La Tène. Aber was ist schon zu erwarten an einem so schönen Crab Day? Eben.

Für Bilder gehts wie immer auf die Seite von Patrick Principe und auch wenn es leider wahr ist: Gummistiefel sind wahrscheinlich doch die beste Schuhlösung für den letzten Festivaltag.

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