«Clouds Taste Metallic» revisited

1280x720 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Meine Fan-Beziehung zu den Flaming Lips ist vorbei, doch Platten wie «Clouds Taste Metallic» werde ich für immer lieben. Nun erscheint dieses allerbeste von vielen besten Alben in einer Jubiläumsedition, für die ich noch einmal letzte Lips-Franken hergeben werde.

Im Rückblick erscheint vieles klarer: «The Terror», ihr so dunkles Album mitsamt dem fertigmachenden Konzert an der Frost-Ausgabe der Bad Bonn Kilbi (schwarze Konfetti, c'mon), war der Abschluss meines Fandaseins, das ich seit dem lebensverändernden Auftritt der Band am Montreux Jazz Festival 2003 pflegte. Ein guter Zeitpunkt, denn so traf mich die Episode um den Rausschmiss des Drummers Kliph Scurlock und die Republikaner-Liebe von Wayne Coyne nicht mehr gänzlich unvorbereitet – wie ich auch auf die kreativen Niederungen der «Sgt. Pepper's»-Coverplatte freundlich verzichten konnte. So behalte ich die Erinnerungen an eine wunderbare Band in Erinnerung, die einst so grossartige Platten wie «Yoshimi Battles the Pink Robots», «In a Priest Driven Ambulance», «The Soft Bulletin» und vor allem «Clouds Taste Metallic» veröffentlicht hat.

Folgendes schrieb ich zu diesem Album im Loop zum Bandjubiläum im Mai 2013: «Müsste ich drei Platten für die einsame Insel bestimmen, 'Clouds Taste Metallic' hätte in dieser Liste einen Fix-Platz. Auch nach dem tausendsten Hördurchgang hat dieses Album nichts von seiner Kuriosität, Herzlichkeit und Widerspenstigkeit eingebüsst. Da sind die letzten Fragen an Gott, die unbeantwortet bleiben, der Typ, der mit Kopfschmerzen die Welt rettet, ein Ort namens Brainville – und da ist vor allem diese ausgelassene und doch zweifelnde Band, die weiss: Diese Zeit, die gibts nur einmal. Denn im Hintergrund dräut die Heroinsucht von Steven Drozd, die Ronald Jones veranlasst, die Band zu verlassen. Der mysteriöse Abgang ist eines der letzten Lebenszeichen dieses Wunder-Gitarristen, der bis heute als moderner Syd Barrett seine Tage zu durchleben scheint.»

Am Freitag erscheint «Clouds Taste Metallic» als «Heady Nuggs: 20 Years After Clouds Taste Metallic» mit einigem Zusatzmaterial in einer Jubiläumsedition. Die lesenswerte Review auf Pitchfork schliesst mit diesen Worten: «Ronald Jones was gone just a few months later, and before year’s end, the band had turned into something else entirely. Compared to what followed, the Flaming Lips that made Clouds Taste Metallic were just a rock'n'roll band. But this reissue reminds us of what a uniquely wondrous and marvelous rock'n'roll band they were.» Und so wunderbar die Musik auf dieser überschwänglichen, verworrenen und doch so herzlichen Platte noch immer ist, so schmerzlich macht es mir bewusst, dass die Flaming Lips im Jahr 2015 leider all das verloren haben. Und das hat nichts mit Miley Cyrus zu tun, sondern vielmehr mit Auftritten wie diesem hier.

In dem Sinne: Adieu, Fearless Freaks.

056 CTM WB1 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

«Heady Nuggs: 20 Years After Clouds Taste Metallic» erscheint am Freitag als 5-LP- und als 3-CD-Box.

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