!Bad Bonn Kilbi 2021!
Wenn der Esel oben zu sehen ist, dann steht eine Bad Bonn Kilbi an. 2021? Ja, auch dann. Deshalb: Nur eine kurze Vorschau mit fünf Auftretenden. Weil was zählt, ist auf dem Feld. Bis dort.
Alpha Maid
Mildes Wetter? Kann auch garstig sein. Zumal dann, wenn Alpha Maid in ihrem Song «Mild Weather» singt: «I’m a little fucked up». Und wie sie das singt, und ein superungemütliches Muster auf die Gitarre haut, als wäre das Saiteninstrument bloss ein Schlagzeug, dann weiss auch der weltflüchtigste Mensch dieser Erde: hier ist einiges kaputt, Besserung ausgeschlossen. Leisha Thomas hat diesen ersten Song ihres Alpha-Maid-Debüts «Chuckle» während dem langen Londoner Lockdown in ihrem Heimstudio aufgenommen, man hört nur einmal ein Vögelchen zwitschern, ansonsten gibts viel Weltmüdigkeit, viel Klaustrophobie und Grunge-Echos (auch weil sie einst Mitglied einer Nirvana-Coverband war), ähnlich frei wie die sehr lauten Tracks, die Mica Levi kürzlich veröffentlicht hat. Falls am Sonntagnachmittag an der Bad Bonn Kilbi mildes Frühherbstwetter herrschen sollte: Alpha Maid, so alles programmgemäss durchgeführt werden kann, wird es vertreiben.
Ozan Ata Canani
Lieder gegen den Hass, gegen die Ausgrenzung und gegen die Ausbeutung: Ata Canani singt sie seit Jahrzehnten. Gehört wurde er kaum. Das ändert sich nun mit diesem späten Debüt, das aufrüttelt und zu Herzen geht und nicht nur an die Geschichte der «Gastarbeiter» erinnert, sondern (leider) immer auch die Gegenwart beschreiben. Ata Cananis Geschichte und die Geschichte hinter seinen Liedern ist im «Spiegel» oder in der «taz» zu lesen, und hier nachzusehen. Für alle Menschen dieser Erde, an der Kibli.
Horse Lords
Die Horse Lords aus Baltimore sind schon fast Schutzmenschen meinerseits, weil sie durch viele Zeiten gerettet haben. Notizen sahen etwa so aus: Vier seltsame Typen in überraschend hässlichen angebeigten T-Shirts und Hemden, in den Ohren billige gelbe Oropax: So erschienen die Horse Lords
aus Baltimore, ebenfalls am Rewire Festival. Der Gitarrist glich dem nervösen Neurotiker aus der Grossstadt, die anderen sonstwie awkward, und was sie dann spielten, war ein Set, bei dem alle Strenge, die in ihrer minimal scheinenden Postpunk-Musik steckt, einer karnevalesken Freude wich. Diese Cowbells! Das aggressive Saxofon! Die Gitarren! Das hart tanzende Schlagzeug! Oh lord, was für eine Band, die idealerweise live zu erleben ist.» Und natürlich ihr Konzert an der Kilbi 2019! Und ihre «Fanfare for Effetctive Freedom»! Zu gut.
Leoni Leoni
Im letzten «Loop» schrieb ich zu Leonis Leonis aktueller Kassette «Yellow and Why» zu Vollmondzeiten das:
Gerade in diesen Nächten hängt der Mond voll und lockend am Himmel, genau so, dass Anflüge von Schlaflosigkeit gerne hingenommen werden. Verschläft man halt den anschliessenden Tag, das ist ja auch gut, und wandelt und wandert lieber halbwach durch die nebulöse Gegenwart. Ganz alleine muss man sich in diesem Zustand nicht fühlen – auch dank dieser Kassette von Leoni Leoni. «Yellow and Why» heisst sie, die Keyboardsounds aus der alten Synthkonsole wirken weich, unendlich entrückt und doch sehr nah. Aber selige Weltfremdheit? Gibts bei Leoni Altherr nicht, und das war schon auf ihrem letzten schlaflosen Tape «Easyjet» mit dem Ausnahmelied «Langsam müed» so. Bei der neuen Kassette genügt nach dem Ausfalten des kleinen Comics von Lina Müller und Luca Schenardi der Blick auf die Trackliste, und einem eindeutigen Titel wie «Figged si sich Frau Schluchter», während «Weed and Cartoons» nicht unbedingt narkotisierend, sondern auch ohne Drogenkonsum fast schon antreibend wirkt, wenn man motorisierter Arbeit nachgeht. Danach auf zum Mond? Na, lieber doch bleiben, weil diese Musik gibts nur hier. Aber was wissen wir schon
DJ Fett
Schliesslich* und wie immer an dieser Stelle: Der Allerliebste – bis Sonntagmitternacht über Düdingen einfällt. Move on up!
*Was es sonst noch alles gibt an der Bad Bonn Kilbi? Duma! Julian! DJ Marcelle! Anika! Peter Kernel! Schnellertollermeier! bbymutha! Omni Selassi!