!Bad Bonn Kilbi 2018!
Für einmal aus der Ferne und leider nicht im Düdinger Clubhaus zusammengestellt: 15 Vorfreuden der diesjährigen Bad Bonn Kilbi.
Die meisten Sommerfestivals programmieren dieses Jahr bislang arg überraschungsfrei – und vor allem arg austauschbar. Hallo Landfill Indie, hallo Playlist-Kompatibilität, hallo Crowdpleasertum, hallo oh so white men. Und dann wurde am Mittwochmorgen das Programm der diesjährigen Bad Bonn Kilbi bekanntgegeben und auch wenn es eigentlich langweilig ist, das abermals hinzuschreiben: Ein verrücktes und wunderbares Ding von einem Festival steht da an, beispielsweise wegen den untenstehenden Bands und Künstlerinnen und Kollektiven.
Deerhunter
Deerhunter-Konzerte sind ja immer Hochrisikoangelegenheiten, die desaströs oder grossartig ausgehen können. Jedenfalls hat Bradford Cox seine Band neu zusammengestellt; wie diese genau aussehen wird, ist noch nicht bekannt. So oder so: Auf «Nothing Ever Happened» werden sie wohl nicht verzichten können.
Sevdaliza
Die Exil-Clubshow vor Monatsfrist habe ich jämmerlich verpasst, nun singt die niederländisch-iranische Sängerin ihre fluiden Soulsongs an der Kilbi. Sie werden nicht nur von Jlin eifrig gehört.
Horse Lords
Da gehts ins Archiv, das schrieb ich nach dem Rewire-Besuch im letzten Jahr auf: «Vier seltsame Typen in überraschend hässlichen angebeigten T-Shirts und Hemden, in den Ohren billige gelbe Oropax: So erschienen die Horse Lords aus Baltimore, ebenfalls am Rewire Festival. Der Gitarrist glich dem nervösen Neurotiker aus der Grossstadt, die anderen sonstwie awkward, und was sie dann spielten, war ein Set, bei dem alle Strenge, die in ihrer minimal scheinenden Postpunk-Musik steckt, einer karnevalesken Freude wich. Diese Cowbells! Das aggressive Saxofon! Die Gitarren! Das hart tanzende Schlagzeug! Oh lord, was für eine Band, die idealerweise live zu erleben ist.»
Ziúr
Der grosse Planet Mu ruft mit dieser in Berlin ansässigen Produzentin, die natürlich auf der harschen Soundseite zu Hause ist. Doch: «I believe you can only tell that something is harsh when you have a soft side to compare it to. If everything is amazing then nothing is, right?» Ziúr ist jedenfalls auch auf dem gestern erschienenen Sampler Physically Sick 2 vertreten, den man sich unbedingt erspenden sollte.
Vagabon
Laetitia Tamko ist Vagabon und spielte im letzten Jahr den wohl frischesten Indierock. «Infinite Worlds» hiess dieses Album, dessen Songs Tamko nun, so viel mir ist, zum ersten Mal im Lande spielt.
Nihiloxica
More drums, please, mit diesen Trommlern aus Uganda. Dazu gibts noch Synthsounds zum Tanz. Kurz, es klingt fantastisch.
FAKA
Nach Südafrika nun und zu Fela Gucci und Desire Marea und ihrem «Siyayaka-Feminismus». Dazu passt dieser Tracks-Beitrag.
Caterina Barbieri
Sie eröffnete vor einem Jahr die «lange Nacht der elektronischen Musik» in der Dampfzentrale mit einem herausragenden Modular-Synth-Set. Wie es an der Kilbi wird?
John Maus
Auf der Bühne wird John Maus zum Urschreier. Wie aufwühlend all das ist, das war im Herbst bereits im Club zu spüren. Und welch grosse Songs er schreibt, das ging bei allen Schreitherapien auch nicht unter.
Reverend Beat-Man & The New Wave
Beat-Man veröffentlicht am 11. Mai ein neues Album – mitsamt der neuen Band feat. Resli Burri, Mario Batkovic, Nicole Izobel Garcia und Bruder Julian. Genau so werden sie auch auftreten. Unten schon mal: ein neuer Song!
Flat Worms
Mehr Rock'n'Roll wie ich ihn mag? Gibts beispielsweise bei dieser Band mit Thee Oh Sees/Babies/Ty Segall-Vergangenheiten.
Midnight Sister
Süsse und lustige und retroverhängte Popsongs gibts auch zu hören, beispielsweise bei dieser Band aus Los Angeles, die mit «Blue Cigar» einen sehr verlockenden Hit singen.
Master Musicians of Jajouka led by Bachir Attar
In ihre Bergdörfer pilgerten William Burroughs und Brian Jones, so will es die Legende. Und ja, diese Sufi-Trance-Musik aus Marokko bleibt unglaublich.
UUUU
Tomagas Valentina Magaletti gibt in dieser neuen Band mit Coil- und Wire-Mitgliedern den Puls an – darauf freue ich mich sehr.
DJ Fett
Und dann aber auch: Der Allerliebste – bis zum Morgengrauen.
Wer alles in der obigen Aufstellung fehlt? Beispielsweise James Holden & The Animal Spirits // Alois // Ester Poly // Andrew Weatherall // Exploded View // La Tène // Orchestre Les Mangelepa // Downtown Boys // Khruangbin // Nick Hakim // Warmduscher // DJ Marcelle etc. usw.
Die Daten: 31.5. bis 2.6., Bad Bonn, Düdingen. Alles sonstige hier.