Animal Collective: «Painting With»
Keine Musik für Zyniker: Das ist «Painting With», die zehnte, freudvolle Platte des Animal Collective.
Alles wieder offen – und alles wieder unberechenbar: So war es 2012, als das Animal Collective das ziemlich sperrige und mit Soundschichten überladene Album «Centipede HZ» veröffentlichte. Und es scheint, dass die Band diese komplizierte Platte vergessen wollte, als sie sich an die Aufnahmen von «Painting With» machte. Denn das mittlerweile zehnte Animal-Collective-Studioalbum knüpft auch wegen dem abermaligen Fehlen des Gitarristen Deakin eher dort an, wo sie mit ihrem Instant-Klassiker «Merriweather Post Pavilion» bereits waren: bei herzlicher elektronischer Popmusik, die von wildgewordenen Chören dynamisiert wird.
Dave «Avey Tare» Portner, Noah «Panda Bear» Lennox und Brian «Geologist» Weitz suchen auf «Painting With» den direkten Weg hin zur Euphorie – und finden diesen auch meistens: Allzu offensichtlich ist diese überfallartige EDM-Überwältigungsstrategie nur in der formelhaften Vorabsingle «FloriDada» gestaltet, danach sind die kurzen Songs, die zuweilen die drei Minuten Grenze nicht einmal überschreiten, überraschend aufgeräumt: Ein Beat, ein paar flirrende Sounds, Bässe, und die Gesangslinien, in denen die schwindligen Stimmen von Avey Tare und Panda Bear miteinander verdrahtet werden, reichen für einmal. Denn sie wollten ja schliesslich, so Lennox im Vorfeld der Veröffentlichung, ein primitives Energie-Album wie das Debüt der Ramones einspielen.
Natürlich kann die Ramones-Reverenz als Witz von konstanten Soundverwirrern gelesen werden, doch «Painting With» ist vor allem das: Ein einfaches Album, das eine kindliche und ansteckende Freude am Erfinden von neuer Popmusik ausstrahlt. Und das reicht immer noch, um zumindest mich sehr glücklich zu machen.
Animal Collective: «Painting With» (Domino/Irascible)
Konzert: 8.4., Musiktage, Stans
Bildcredits: Abby Portner & Hisham Bharoocha (hallo Boredoms!)