Euphorisieren mit Hudson Mohawke

Hudson-Mohawke-Montreux Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Jamie xx und SBTRKT mögen hierzulande die bekannteren Namen sein, doch gegen den Partyteufel Hudson Mohawke hatten die beiden am Montreux Jazz Festival keine Chance. Eine rasche Bilanz des Abends.

Jamie-xx-Montreux Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Jamie xx

Eine Stunde hatte er Zeit für ein frühes DJ-Set, was nicht gerade die beste Voraussetzung war für den Auftritt von Jamie Smith, dessen Musik besser für lange Dachterrassennnächte denn für funktionale Konzerthallen wie das Montreux Jazz Lab geeignet ist. Nun, tapfer war Jamie xx immerhin, zumal sein Set sehr gut begann, danach passten die Bögen zwischen seinem eigenen Material, klassischen Superfunk-Platten und doch eher dumpfen Beats nicht mehr. Auch fehlte schlichtweg die Zeit und der Mäzen des Abends hätte ihn wohl besser für ein All-Night-Long-Set gebucht – oder für einen Freiluftabend am wunderbaren Genfersee. Und so blieben denn Good-Times-Momente wie dieser hier gänzlich aus. Schade eigentlich.

SBTRKT-Montreux Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

SBTRKT

Wieso Live-Schlagzeug bzw. eine Liveband bei Electro- und auch Hip-Hop-Acts eine höchst überschätzte Grösse ist, unterstrich der anschliessende Auftritt vom Maskenmann SBTRKT, der seine sehr geschickte Beat-Architektur mit einem ziemlich unsensiblen Drummer zerstörte. Das war dann leider nichts oder aber schlicht: ein posenhaftes und virtuoses Electro-Rock-Konzert.

Hudson-Mohawke-Montreux-2 Benedikt Sartorius. Journalist und Popkulturist.

Hudson Mohawke

Nun aber: Euphorie! Denn Hudson Mohawkes Set unterstrich, wieso er einer der grössten und ideenreichsten Produzenten der Gegenwart ist. Immerzu tanzte Ross Birchard mitsamt zwei Komplizen an Keyboard und ja, Schlagzeug, auf dem Hochseil über die Abgründe des gruseligen EDM-Bombastsynthiekitschs, doch nie stürzte HudMo ab, auch weil das Timing schlicht stimmte: Hier ein TNGHT-Trap-Track, dort eine Abzweigung in die melancholische Entschleunigung, später die Euphorie von «Ryderz». Das ist kindliche Krawallmusik zum fröhlich rumpöbeln (ja, das geht), weil das Staunen und die neugierige Freude dieses Partyteufels in seinen Tracks eingeschrieben ist. Sehr gut auch, dass Hudson Mohawke nicht auf die Idee kam, die Stimmen der «Lantern»-Gastsängerschaft (Antony! Miguel!) via Sampler einzuspielen, weil: diese funktionieren auf Platte superb, aber in diesem unwiderstehlichen und glückseligen Set waren diese Songelemente schlicht nicht nötig. Und das beste: die Euphorie, sie hält an.

Alle Bilder: © Marc Ducrest // Montreux Jazz Festival

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